Chateaux-Vaux-le-Vicomte
Nach knapp vier Wochen Urlaub im April 2023 bricht der letzte Tag an. Die vorletzte Nacht haben wir auf einem Bauernhof vor den Toren von Paris verbracht. Die sehr sympathische private Unterkunft bei einer älteren Dame liegt nur wenige Autominuten von Château de Vaux-le-Vicomte entfernt, doch zunächst führt uns unser Weg nochmals nach Fontainebleau und zum gleichnamigen Schloss. Wir waren bereits am Dienstag vor Ort, allerdings ist das Schloss dienstags für Besucher geschlossen. So besichtigen wir am Dienstag die ausgedehnten Gärten und am Mittwoch das Schloss.
Fontainebleau – das Schloss der Könige und Kaiser
Bereits am Vortag, einem Dienstag wollten wir das berühmte Schloss – in dem alle französischen Könige und Kaiser zwischen dem 12. und 19. Jahrhundert gewohnt haben – besichtigen, doch waren ausschließlich die Gärten geöffnet. Ein Blick auf die Webseite zeigt uns, dass das Schloss Dienstags geschlossen hat.
Am Mittwoch Vormittag stellten wir unseren Tesla wenige Gehminuten entfernt auf einem kostenpflichtigen Parkplatz ab. Wider erwarten fanden sich keine Schlangen vor den Schlosstoren und so konnten wir ohne Wartezeit die Tickets am Automaten im Schloss erwerben.
Bei der Zeitreise durch das Schloss erweisen sich tiefgreifende Kenntnisse in Kunstgeschichte und der Geschichte des europäischen Hochadels als sehr hilfreich. Alternativ sollte man sich einen Audioguide gönnen, um nicht nur beeindruckende Räume, Einrichtungsgegenstände und Kunstwerke zu sehen, sondern zu erfahren, wo genau man sich befindet inklusive der historischen Einordnung.
Schloss Fontainebleau ist ein königliches Schloss und wurde von zahlreichen Herrschern als Jagdschloss genutzt. Ludwig XIV zog jedes Jahr von Schloss Versailles nach Fontainebleau, weil er dort seiner geliebten Jagd nachgehen konnte.
Das Schloss wurde erstmals 1137 erwähnt, allerdings ist nicht mehr als ein Wohnturm aus der Zeit erhalten geblieben. Seitdem wurden Teile abgerissen, neu- und umgebaut. Die größten Baumaßnahen begannen ab 1528, damals unter François I.
Fontainebleau gilt als der erste Renaissancebau Frankreichs. Die Renaissance in Frankreich reichte etwa von der Amtszeit Karls VIII bis zum Tode Heinrichs IV, also etwa von 1494 bis 1610.
Vaux-le-Vicomte – das kleine Versaille
Nach soviel Kultur verlassen wir Fontainebleau und fahren in Richtung des rund 25 Kilometer entfernt liegenden Maincy, einem kleinen knapp 2000 Seelen Dorf im Département Seine-et-Marne. Dort befindet sich das Schloss Vaux-le-Vicomte, das von Nicolas Fouquet, den Finanzminister Ludwig XIV geplant und erbaut wurde. Fouquet engagierte dafür Louis Le Vau, Charles Le Brun und André Le Nôtre. Diese drei waren die bedeutendsten Baumeister, Maler und Architekten und Landschafts- und Gartengestalter ihrer Zeit. Dem Finanzminister gelang es, dass alle drei zeitgleich und gemeinsam Schloss und Park planten, sodass Vaux-le-Vicomte eines der schönsten Schlösser des Landes und ein „Werk von beispielloser Harmonie und Schönheit“ ist. Auch dieses Schloss lässt sich ohne Wartezeit oder vorgebuchten Timeslot besichtigen. Der Besucher betritt die Schlossanlage über einen kleinen Hof in einen größeren und dann durch einen Durchgang in die Zufahrt. Ein großes Tor trennt das Schloss von Straße und Parkplätzen. Das Tor im Rücken steht man vor dem Schloss, dass sich harmonisch in die Landschaft einfügt. Im Schloss folgt man einem Weg, der auch von dem (kostenfreien) Audioguide vorgegeben wird. Anders als in anderen Schlössern erfährt der Besucher nichts über die Möbel und Kunstwerke, sondern hört Szenen aus dem Hause Fouquet. So lernt man einiges über die Familie, die Zeit und die Entstehung von Vaux-le-Vicomte. Im Anschluss schlendern wir durch den Garten, über den wir während der Führung einiges gehört haben. Der Spaziergang vom Schloss bis zur Herkules-Statue, die auf einer Anhöhe thront, führt durch den großartigen und von Le Nôtre gestalteten Garten. Wer auf der Durchreise an Paris vorbeikommt und gerne ein Schloss besichtigen möchte, der sollte Vaux-le-Vicomte besuchen. Es stammt aus der Zeit Ludwig XIV, dem Sonnenkönig, und erinnert ein wenig an Versailles, nur etwas kleiner. Leider findet man auf den kostenlosen Parkplätzen keine Ladesäulen. Insgesamt verfügt Frankreich über eine gute Ladeinfrastruktur, sodass es vermutlich nur eine Frage der Zeit ist, bis man seinen Wagen während einer Schlossbesichtigung laden kann.
Eine Nacht im Château d'Étoges
Neun Schlösser in vier Tagen zu besichtigen ist ambitioniert, aber ausserhalb der Hochsaison machbar. Davon liegen sieben an der Loire und zwei nahe Paris. Nach so viel königlichem Prunk, bekommen wir Lust, unsere letzte Nacht in einem Schlosshotel zu verbringen. Das Château d’Étoges liegt in der Champagne gut 100 Kilometer in nordöstlicher Richtung. Das Wasserschloss befindet sich in einem knapp 500 Einwohner zählenden Dorf. Über eine lange Auffahrt fahren wir auf das denkmalgeschützte Schloss. Es wurde ab etwa 1660 auf seinen Fundamenten aus dem 12. Jahrhundert neu gestaltet. Parallel zur Auffahrt finden sich einige Parkplätze. Wir haben vorab darum gebeten, unser Auto laden zu dürfen, weshalb wir über die Steinbrücke aus dem Jahr 1725 direkt vor das Schloss fahren können. Von unserem im oberen Stockwerk gelegenen Zimmer haben wir einen schönen Blick auf den Garten und Schlossgraben. Das Hotel verfügt über zwei Restaurants, die abwechselnd geöffnet sind. Das eine ist eher rustikal und bietet Bistroküche, das andere hat die klassische französische Küche auf der Karte. Nach einer Flasche Champagner – in Frankreich auch in einem Hotelrestaurant bezahlbar – und einem exzellenten 5-Gänge-Menü haben wir 4 Wochen Urlaub ausklingen lassen.